Abstract:
Der Beitrag wirft Licht auf den möglicherweise ersten Dichter deutscher Sprache, der den
Maghreb bereist hat und darüber auch (kurz) berichtet hat: Oswald von Wolkenstein (ca.
1377–1445), ein Dichter, Komponist, Sänger, Politiker, Diplomat und Ritter aus dem
spätmittelalterlichen alpinen Tirol. Im Jahr 1415 war er an der Eroberung Septas (Ceutas)
beteiligt. Der Beitrag geht der Frage nach, wie und warum diese Reise Oswalds Auftreten
verändert hat. Als Oswald in Perpignan und Paris empfangen wurde, war er kaum
wiederzuerkennen:Er besaß einen roten Zeremonienmantel, hatte einen langen Bart und einen
Ring in seinem Bart sowie zwei Ohrringe. Oswald, der sich auf seiner heimatlichen Burg in
den Tiroler Bergen langweilte und von Erbstreitigkeiten genervt war, war stolz auf seine
vielen Reisen, auf seine Erlebnisse im Kampf und auf seine Begegnungen mit dem Kaiser,
Königinnen und Königen, Päpsten und Sultanen, und er gefiel sich in seiner Rolle als
Abenteurer, der die ganze bekannte Welt gesehen hat. -- This article describes the (possibly) first German-language poet who traveled to the Maghreb
and wrote about it: Oswald von Wolkenstein (c. 1377–1445), a poet, composer, singer,
politician, diplomat and knight of late medieval Alpine Tyrol. In 1415, he participated in the
conquest of Septa (Ceuta). The article explores the question of how and why this trip changed
Oswald’s appearance. When Oswald was received in Perpignan and Paris, he was hardly
recognizable: He had a red ceremonial gown, a long beard with a ring and two earrings.
Oswald, who was bored in his home castle in the Tyrolean mountains and was annoyed by
endless inheritance disputes, was proud of his many journeys, of his experiences in combat
and of his encounters with the emperor, with queens and kings, popes and sultans, and he
liked to presenthimself as an adventurer who has seen the whole known world.